Opfer als Täter
Dienen Sie jemandem als Werkzeug und machen Sie genau das, wogegen Sie sich wehren?
Angeregt durch eine Diskussion in einer Radiästheten-Runde über Feststellbarkeit von Umweltgefahren kam die Rede naturgemäß auch auf die Theorie der Welt-Verschwörung (WV). Dies sind meine persönlichen Ansichten darüber, die ebenfalls anregen könnten: Im Folgenden benutze ich nur Abkürzungen. Erklärungen, Hintergründe und Gefahrenpotentiale zu den WV-Theorien können im Internet mit sehr unterschiedlicher Qualität zu Hauf nachgelesen werden.
Nur
zum Verständnis: Eine Theorie ist im Allgemeinen eine durch Denken
gewonnene Erkenntnis im Gegensatz zu dem durch Erfahrung gewonnenen
Wissen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Theorie
oftmals mit einer unbewiesenen These gleichgesetzt.
Solange wir uns also mit den WV-Theorien als potentielle Opfer befassen, stehlen wir uns selbst und jenen die Zeit, Möglichkeiten zu finden auf mögliche Gefahren, verursacht durch die Verschwörer (V) zu reagieren. Jeder Versuch auf so eine Theorie frontal und direkt Einfluss zu nehmen wäre ebenso theoretisch. Einer theoretischen Gefahr kann ich zwar praktisch entgegen treten, das kann aber zu fatalen Irrwegen führen, wenn sich die Theorie nicht bewahrheitet, und bleibt bei der angenommenen Übermacht der V praktisch sinnlos.
Unser
Wissen über die Pläne einer WV sind aus xter Hand. Das soll nicht
bedeuten, dass das zu ignorieren ist, vedrängt werden soll oder
geleugnet werden muss. Die Idee einer WV wenn auch theoretisch kann
natürlich Anlass sein, sich mit einer individuellen Strategie zu
befassen, wie wir damit umgehen können. Wie geht man mit etwas um,
dessen Wirklichkeit Theorie ist?
Ich kann mich nur darauf
beschränken, die Regeln eines würdigen Zusammenlebens mit Mensch und
Natur zu befolgen, jeden Tag ein Stück mehr. Anleitungen dazu gibt es in
den heiligen Schriften aller Religionen, in geistiger Literatur und
spirituellen Schulen genug.
Ich kann entscheiden, was ich täglich an Dingen beanspruche. Ich habe die Möglichkeit, die Auswirkungen meiner Handlungen oder Unterlassungen durch Fragen klar zu machen und dann dort zu entscheiden, wo ich noch entscheiden kann und will (je näher es ans Eingemachte, spricht Verzicht auf Annehmlichkeiten geht, desto eifriger wird das Nicht Wollen mit Nicht Können argumentiert). Vieles, bei dem wir sagen, "das kann ich nicht" heisst bei näherer Betrachtung: "ich will das nicht".
Das wirksamste Einfallstor für die Umtriebe der V (die es theoretisch als Gruppe ja geben soll) ist unser Konsum jeder Art, der auf Vorleistungen anderer Menschen und Unternehmen gründet. Sich davon soweit es geht unabhängig zu machen ist auch ein Weg sich dem Einfluss der V zu entziehen und Gefahren zu mindern. Es kann ein harter Weg sein das konsequent zu verwirklichen, aber wenn es überhaupt einen Weg gibt - es bleibt scheinbar der Einzige. Selbstverständlich ist das noch nicht die Lösung für die Abwendung der Gefahren. Aber nur so wird der Weg frei, sich damit auseinander zu setzen.
Es ist zum Beispiel eine Entscheidung sich in sensationelle WV Theorien zu ergehen und darin zu versinken. Gesprächspartner lassen sich hier auffallend leicht finden und wenn nur zwei "im Namen der WV" diskutieren und ihre Opferrolle breittreten, dann geben sie der Theorie Kraft, beleben ihre Verwirklichung, sie arbeiten praktisch an ihrer Verbreitung und hindern sich und andere mindestens in dieser Zeit einen positiven Weg zu planen und einzuschlagen um Gefahren zu begegnen.
Energie folgt immer der Aufmerksamkeit - du nutzt deinen Fokus zur Manifestation deiner Vorstellungen. Auch wenn es um Unerwünschtes geht - die Bilder der (noch theoretischen und realen) Gefahren gewinnen an Kraft und beginnen sich zu verwirklichen- die Absicht der V gewinnt so geniale Unterstützung auch durch all jene, die sich dagegen wehren, falls sie das nicht durchschauen und in diese perfide Falle tappen.
Wenn
man jetzt noch das Gesetz der Anziehung bemüht, dann fragt sich, warum
beschäftigt das Thema manche Menschen ganz besonders? Welche Affinität
wirkt da? Sind jene, die sich intensiv mit dem Thema befassen, etwa
schon die "Dienstnehmer" der V? Ich will hier gar nicht weiter
fantasieren....
Unbestritten
ist, dass es um Ängste geht, die berechtigt oder nicht, da sind und
Aufmerksamkeit fordern, sich ihnen zu stellen. Ob es hilfreich ist nur
über das Thema und die - wenn auch nur theoretischen - Ursachen der
Ängste zu reden, bleibt offen.
Bei manchen scheint es echte Angst zu
sein, bei vielen bleibt es das spektakuläre Gruseln, dem sie sich gerne
hingeben. Die Medien leben davon: wieviele schöne positive Berichte
stehen den negativen Schlagzeilen gegenüber?
Wenn
ich den theoretischen verwinkelten Überlegungen einer verschworenen
Welt-Gemeinschaft perfide Strategien unterstelle, (die ich durch keine
eigenen realen Erfahrungen und glaubwürdigen Quellen belegen kann) was
sagt das über diese Gemeinschaft aus und was über diejenigen, die die
Unterstellungen in die Welt setzen? Man sagt ja auch: der Schelm ist wie
er denkt.
Nicht, dass ich diese negativen Dinge oder Gefahren
verharmlosen oder sogar leugnen will, aber zu Tode gefüchtet ist auch
gestorben. Ich vermute zwar auch, dass an der WV viel Wahres dran sein
kann, und auch ich habe schelmisches Denken, mir fällt es Gott sei dank
sofort auf (hoffentlich) und kann gegensteuern.
Eine Methode in der Kriegsführung ist, seinen Feind einzuschüchtern, indem man ihm Angst macht vor schrecklichen Folgen einer Auseinandersetzung. Das kann den Gegner paralysieren und daran hindern Gegenmassnahmen zu überlegen und zu setzen. So ähnlich läuft es -theoretisch - vielleicht auch hier. Die V schaffen es, ob gewollt oder nicht, dass Horrorszenarien (die theoretisch ja möglich sind) von Menschen - hier: Opfern - bereitwillig verbreitet werden. Es ist wie Gerüchte streuen, die sich rasend schnell ausbreiten und nach dem Mechanismus der "stillen Post" noch um ergänzende Fantasien verstärkt werden. Das heisst, die Arbeit machen paradoxerweise die Betroffenen selbst, mutieren zu Tätern und merken es nicht.
Wenn
sich dann noch die Aufmerksamkeit der durch die WV Besorgten auf die
unterstellten Werkzeuge der V lenkt, dann ist die Strategie perfekt.
Werkzeug: zB. Flüchtlinge aus diversen Ländern, die in die EU strömen,
als vermutete Taktik, die EU zu destabliliseren, kulturellen und
wirtschaflichen Verfall zu provozieren. Man "schießt" sich all zu gerne
auf diese Menschen ein, und entwickelt "rechte" Gesinnungen, womit
gleichzeitig gekonnt von den V abgelenkt wird.
Keine
Frage, dass diverse Unterschiede in der Lebensauffassung, von Moral,
Kultur und Glauben enorme Spannungen erzeugen und Verfall nach sich
ziehen können, aber vollkommen ausgeblendet wird, dass es erstens
scheinbar Regionen in der Welt gibt, wo das kein Thema ist, wo die
Vertreter vieler Weltreligionen und Kulturen weitgehend reibungslos
zusammen leben, dass es zweitens innerhalb einigermassen homogener
kultureller Strukturen ebenfalls Reibungen gibt und drittens wird nicht
mehr hinterfragt, wie hoch der Anteil der Menschen unter den
Flüchtlingen wirklich ist, die sich in unsere Kultur nicht einfügen, und
auffällig werden.
Viele verdammen die Globalisierung, nutzen aber deren sprichwörtliche Rosinen. Auf der Ebene der Migration ist es mit der Weltoffenheit vorbei und wir wünschen uns nationalistische Vorzüge. "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" geht halt nicht.
Es wird schon stimmen, dass eine Destabilisierung und deren Folgen ein sehr reales Szenario sein können. Nur: die EU sind wir, und es ist die Frage, ob wir uns, jeder einzelne, destabilisieren läßt. Sobald wir den WV-Theorien auf den Leim gehen, lassen wir es zu. Natürlich überlauert das nicht jeder, und wenn die Mehrzahl der EU Bürger die sprichwörtliche Leimrute besteigt und sich nicht mehr befreien will (können ginge ja), dann wirds wohl dramatisch so kommen, ob das die V geplant haben oder nicht ist relativ nebensächlich. Machiavelli läßt grüssen, ist zwar schon über 500 Jahre tot, wirkt aber immer noch phänomenal.
Wissen ist Macht. Von Theorien gehört oder gelesen zu haben ist nicht wissen. Vermuten, dass die Theorien stimmen, ohne sich instrumentalisieren zu lassen ist die Basis für das Gegensteuern, keinesfalls aber nur das Verbreiten von Vermutungen und ergänzenden Fantasien und Ängsten.
Vor wem soll man also mehr warnen: vor der theoretisch existierenden Gemeinschaft der V, gegen die wir im direkten Entgegentreten machtlos sind, oder vor jenen, die die Theorien bereits mental beginnen umzusetzen, indem sie einseitig nur die Theorie wiederkäuen, ohne sich auf den Gegenpol - Ideen für ein eigenes Verhalten konzentrieren?
Spirituelle
Praktiken UND ganz praktische Initiativen zu realen Handlungen mit
einer positiven Zielvorstellung sind eine Lösung.
"Stellen Sie sich
keinen rosa Elefanten vor..." läßt grüssen! Wenn ich nicht will, dass
die WV Gefahren eintreten, muss ich anstelle ihrer ständigen
gedanklichen Präsenz etwas anderes, Gewolltes stellen. "Was du dir
einbildest, bildest du aus", oder wie ich vor kurzem gelesen habe: "Vorstellen = Herstellen".
Sonst ergeht es uns wie dem Lottospieler, der ständig mit Gott wegen des ausbleibenden Lottogewinns hadert, zu Gott fleht (spirituell arbeitet) und dem Gott schliesslich in heiligem Zorn antwortet: "...dann musst du auch einmal einen ausgefüllten Lottoschein abgeben!!!" (=praktisch arbeiten).